Home

Michael Schlüter
Weichwasserfische

Fotos
Fotos
Links
E-Mail
Diverses
Gästebuch

Sphaerichthys vaillantider rote Schokoladengurami

erschienen in: AMAZONAS Süßwasseraquaristik-Fachmagazin, Nr. 1 September/Oktober 2005 S. 52-60

 

Im Herbst 2003 gelangten erstmals kommerzielle Importe dieser wunderschönen Fische nach Deutschland. Erstaunlich, wie lange die Einfuhr einer so farbenprächtigen Art auf sich warten ließ. Nach Japan und Taiwan sind bereits früher Importe erfolgt. Ein Grund ist, dass dort die Aquarianer bereit sind, mehr Geld für außergewöhnliche Fische auszugeben. Und bei den roten Schokoladenguramis handelt es sich um solche Kostbarkeiten!

Schokoladenguramis

Der bekannteste Vertreter dieser Gattung ist Sphaerichthys osphromenoides Canestrini, 1860. Diese Art kommt auf dem malaiischen Festland, auf Sumatra und West-Kalimantan vor. Sie lebt dort in Schwarzwasserbächen und Gräben sowie Teichen und Sümpfen. S. osphromenoides ist in fast jedem Schwarzwassergebiet zu finden und wird als einzige Art der Gattung regelmäßig für die Aquaristik importiert. Allerdings möchte ich nicht wissen, wie wenige der häufig eingeführten Tiere eine längere Zeit überleben. Vom Fundortwasser werden sie an das Wasser des Zwischenhändlers gewöhnt, dann werden sie zum Exporteur gebracht mit erneut anderen Wasserwerten. Der Großhändler in Deutschland, der Einzelhändler und der Käufer setzten sie immer wieder in Wasser anderer Zusammensetzung. Zusätzlicher Stress, kaum oder gar kein Futter sind weitere Faktoren, die die Hinfälligkeit der Schokoladenguramis erklären. 
Alle Sphaerichthys-Arten gelten als heikel und krankheitsanfällig. Haben sich die Tiere erst einmal eingewöhnt, handelt es sich um ausdauernde Pfleglinge.
Mit einer Gesamtlänge von knapp 6 cm ist S. osphromenoides ausgewachsen.

Nur 4 beschriebene Arten

Aufgrund der eng begrenzten und schlecht zu erreichenden Verbreitungsgebiete werden die anderen Arten der Gattung nur sporadisch für die Aquaristik importiert.
Neben S. osphromenoides sind weitere drei Sphaerichthys-Arten wissenschaftlich beschrieben worden:

Sphaerichthys selatanensis Vierke, 1979  ist aus Zentral-Kalimantan, im Südosten Borneos beschrieben worden. Diese Art kommt dort ebenfalls in Schwarzwassergebieten vor. Die Pflegeansprüche gleichen denen von S. osphromenoides. Mit einer Gesamtlänge von 5 cm ist sie die kleinste Art der Gattung.

Sphaerichthys acrostoma Vierke, 1979  kommt aus dem gleichen Gebiet wie S. selatanensis und soll nicht sehr häufig sein. Sie ist mit einer Gesamtlänge von fast 10 cm die größte Art der Gattung.

Sphaerichthys vaillanti Pellegrin, 1930 war lange Zeit ein Phantom in der aquaristischen Praxis. Liebhabern von Labyrinthfischen war der Name geläufig, weitere Informationen außer der Erstbeschreibung gab es jedoch nicht. Aus der Erstbeschreibung ist die Lebendfärbung nur teilweise zu entnehmen. Pellegrin spricht zwar von einem dunklen, kupferfarbenen Rot und einer silbrigen Linie auf der Körpermitte. Dies entspricht jedoch nur der Männchenfärbung.  Die unterschiedliche Weibchenfärbung wird nicht erwähnt.
Zwar berichtete Roberts in seinem Buch über die Fische des Kapuas, dass er S. vaillanti dort gefangen hatte, listete diese jedoch lediglich auf. Es gab hier weder eine Abbildung noch weitere Informationen zur Gestalt und Farbgebung der Fische.

Fundorte

Als Oliver Perrin 1996 über seine abenteuerliche Reise an den mittleren Kapuas in Kalimantan Barat, West-Kalimantan in der DATZ berichtete, wurden erstmals Fotos dieser außergewöhnlichen Fische abgebildet.
Die roten Schokoladenguramis konnte Perrin in der Nähe von Semitan in einem pflanzenfreien Bach fangen. Mangels Messinstrumenten konnten keine Wasserwerte genommen werden. Der Fluss war breit, ca. 3 Meter tief und relativ warm.
Zum Verbreitungsgebiet dieser Art gehört auch das Danau Sentarum, ein großes, mooriges Seengebiet, welches ebenfalls am mittleren Kapuas liegt. Hier liegt der pH-Wert zwischen 4 und 5,5.

Auf einer Reise im Jahre 2001 zum Kapuas konnten mein Begleiter Rudolf Moeschke und ich den westlichsten von Roberts genannten Fundorten von S. vaillanti aufsuchen. Hier handelte es sich um den Sungai Tekam, einem rechtsseitig vom Kapuas gelegenen Klarwasserfluss, ca. 5 km flussaufwärts von Sintang. Leider konnten wir S. vaillanti dort trotz intensiver Bemühungen nicht nachweisen. Allerdings war der Bach in dem befischten Bereich bereits leicht eutrophiert. Hier wurden Ananasfelder bewässert und vermutlich gedüngt. Zusätzlich wurden durch Anwohner Haushaltsabwässer in den Bach geleitet, wodurch teilweise starke Algenpolster entstanden sind. Leider konnten wir vor Ort mangels Ausrüstung keine Nitrat bzw. Sauerstoffmessungen vornehmen.

Folgende Wasserwerte konnten wir jedoch feststellen: 

Sungai Tekam

Einzugsgebiet Kapuas

West Kalimantan

04.10.2001

11.00 Uhr

Temperatur 27 °C

pH-Wert 5,6

Leitfähigkeit 25 µS/ccm³

Der pH-Wert und die Temperatur wichen von Roberts Angaben ab. Er hatte hier 1976 einen pH-Wert von 6,5 bei einer Temperatur von 25 °C gemessen.

Es handelte sich um einen kleinen, relativ schnell fließenden Bach mit bernsteinfarbenem Wasser. Der Bach war ca. 2 Meter breit und zwischen 50 und 80 cm tief. Der Untergrund bestand aus kleinen Kieseln mit sandigen Stellen in den ruhigeren Randbereichen. Auf dem Grund lagen Blätter und Äste. Große Bereiche des Baches wurden durch Bäume beschattet. Zumindest auf einer Distanz von etwa 3 km, der wir im Wasser dem Bach folgten. In wenigen sonnigen Abschnitten wuchsen zwei Cryptocoryne-Arten. Das Ufer hatte teilweise an einer Seite einen Prallhang, unter dem mehrere Fischarten zwischen emersen Pflanzenwurzeln standen. Erstaunlich war die Artenzahl der Fischräuber. Wir konnten neben Nandus nebulosus und Pristolepsis grooti, Luciocephalus pulcher und Channa lucius fangen. Weiterhin kamen 2 Rasbora-Arten, Rasbora ennealepis und Jungfische einer unbestimmten Art, Eirmotus octozona sowie Hemirrhamphodon kapuasensis vor.  

 

Fortsetzung 30.11.05:


Erste negative Erfahrungen

Die Überschrift sagt es schon. Meine ersten Erfahrungen waren nicht gerade positiv. Ich erhielt vor ein paar Jahren 5 Tiere von einem Züchter während einer IGL-Tagung. Zuhause angekommen habe ich das Wasser aus dem Beutel mit einem Luftschlauch tröpfchenweise an die Wasserwerte meines Aquariums angepasst. Dieses hatte eine Größe von 200 Litern und war relativ dicht bepflanzt. Die zuvor darin längere Zeit gehalten und gezüchteten Poecilocharax weitzmani mussten umziehen. Nachdem die roten Schokoladenguramis etwa zwei Wochen hervorragend aussahen, bekamen sie eine bakterielle Infektion und starben. Ich vermute, dass die roten Schokoladenguramis besonders anfällig für Bakterien waren, weil der Züchter sie ständig unter UV-Licht gehalten hatte. Trotz vorheriger Hinweise, hatte ich nicht damit gerechnet. So musste ich längere Zeit ohne die roten Schokoladenguramis leben. 

Als ich dann vor 2 Jahren das Angebot bekam, erneut Tiere zu erhalten, war ich begeistert. Von Aquarium Dietzenbach erhielt ich 10 große, gesunde Tiere. Hierfür nochmal meinen herzlichen Dank, auch an Hans-Georg Evers für die Vermittlung! Leider waren es neun Weibchen und ein Männchen. Die Tiere kamen in ein 45 Liter fassendes, neues Aquarium.

Fundortvarianten oder Farbvariationen der roten Schokoladenguramis?

Von den 9 Weibchen, die ich erhalten hatte, wichen zwei in Gestalt und Färbung von den anderen Weibchen ab. Der Körper ist insgesamt lang gestreckter und weniger hochrückig. Die silbrige Linie ist wie bei den Männchen vorhanden, aber weniger ausgeprägt. Die roten Querstreifen sind blasser und schmaler als bei den anderen Tieren, bei denen auch die Grünfärbung zwischen den roten Querstreifen dunkler ist. Jüngere Weibchen und auch einige meiner Nachzuchten haben statt der grünen Querstreifen sehr dunkle Längsstreifen, die deutlicher hervortreten, während die Rotfärbung wesentlich blasser ist.

Norbert Neugebauer schickte mir Fotos von Nachzuchten von Oliver Perrin. Diese Weibchen haben 5 unregelmäßige, fast schwarze Blockstreifen (Original N. Neugebauer).
Auch die Männchen können unterschiedlich aussehen. Auf einer japanischen Homepage sind Bilder eines Männchens, das keine weißen Flecken in der Schwanzflosse zeigt.
Stammen die unterschiedlichen Varianten von verschiedenen Fundorten? Ich weiß es nicht. Dagegen spricht, dass ich unterschiedliche Tiere von Aquarium Dietzenbach erhalten habe. Dafür spricht, dass bei meinen Nachzuchten nur Weibchen von 2 Varianten und Männchen der einen Variante auftauchen.

Ein weiterer Rückschlag

Eine Woche nachdem ich die S. vaillanti erhalten hatte, passierte die Katastrophe schlechthin. Das Männchen war gestorben. Vermutlich stressbedingt durch die große Weibchenanzahl und das relativ kleine Aquarium. Glücklicherweise hatte Aquarium Tonndorf in Hamburg ebenfalls Tiere erhalten. Dort gab es mehr Männchen, perfekt! Ich tauschte 2:1 und bekam zwei Männchen. Vorsichtshalber setzte ich diese in ihre zukünftigen Aquarien, jeweils ein 200 Liter fassendes Becken. In einem dieser Aquarien befanden sich zuvor Sphaerichthys osphromenoides, die wir vom Kapuas Fluss mitgebracht hatten, mit zwei Generationen Nachzuchten. Auch wenn ich es bedauerte, die S. osphromenoides mussten den S. vaillanti weichen.

Das Aquarium und die Wasserwerte

Um S. vaillanti und auch die andere Arten der Gattung dauerhaft halten und möglichst auch züchten zu können (für reine Schauaquarien sind die Tiere zu wertvoll), sind große Aquarien vorteilhaft. Die Tiere mögen viele Versteckmöglichkeiten, um sich zurückziehen zu können. Ob das Aquarium reichlich bepflanzt wird und/oder die Rückzugsmöglichkeiten in Form von Wurzeln und Steinen geschaffen werden, ist für die Fische ohne Belang. Hier bietet sich die Möglichkeit, gereinigtes Laub in Form von Eichen- oder Buchenblättern bzw. Seemandelbaumblättern einzubringen. Als Bodengrund eignen sich Kies oder Sand, die keinen Kalk enthalten dürfen. Der Kies sollte nur nicht zu grobkörnig sein, da sich hier schnell Fäulnisherde durch abgestorbenes Futter bilden können. Sofern heller Sand gewählt wird, ist das Aquariumwasser mittels Torf-, Erlenzapfenextrakt oder ähnlichen Stoffen einzudunkeln. Wer auf Sand oder Kies verzichten möchte, kann auch gut gewässerten Fasertorf als Bodengrund nutzen. Hier ist die Substratoberfläche wegen Futterresten etwa monatlich durch neuen Torf zu ersetzen. Eine flach auf dem Boden gelegte Schieferplatte, in einem dunklen Bereich des Aquariums, bietet für die Fische eine optimale Ablaichfläche. Hier sind die Eier von den Tieren leichter zu finden. Eine teilweise mit Schwimmpflanzen bedeckte Aquarienoberfläche rundet das Bild ab.

Die Filterung sollte groß dimensioniert werden, um die Wasserqualität möglichst stabil zu halten. Ein wöchentlicher Wasserwechsel von 30-50% sorgt für optimale Bedingungen. Die Temperatur sollte zwischen 25 °C und 29° C liegen, wobei geringe Tag- und Nachtschwankung den natürlichen Habitaten entsprechen.
Für die Wasserenthärtung ist eine Umkehrosmoseanlage oder eine Vollentsalzung erforderlich. Wer hat schon entsprechendes Leitungswasser in Deutschland? Der pH-Wert sollte zwischen 4,5 und 6,5 liegen, die Leitfähigkeit darf bis 100 µS/ccm³ betragen. Sollen die Fische vorerst nicht gezüchtet werden, sind auch höhere Werte geeignet. Allerdings klemmen meine roten Schokoladenguramis die Schwanzflosse, wenn der pH-Wert über 7,5 steigt. In diesem Fall tausche ich 50% des Aquariumwassers gegen entsalztes Wasser aus.
Eine Vergesellschaftung mit anderen Fischarten ist durchaus möglich. Bedingung ist jedoch, dass die Beifische gesund sind. Hier eignen sich kleine Rasbora-Arten, Zwergprachtguramis und alle anderen kleinen, nicht territorialen Fische, die aus ähnlichen Habitaten stammen.

Noch einmal möchte ich darauf hinweisen, dass das Aquariumwasser und seine regelmäßige Pflege für die Haltung und Zucht der Schokoladenguramis außerordentlich wichtig ist
 

 
Teil 2

© 2005-2006 Michael Schlüter                            

Home || Arten || Fotos || Links || Diverses || E-Mail