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Michael Schlüter
Weichwasserfische

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Sphaerichthys vaillantider rote Schokoladengurami Teil 2

erschienen in: AMAZONAS Süßwasseraquaristik-Fachmagazin, Nr. 1 September/Oktober 2005 S. 52-60

 

Das Futter

Für eine dauerhafte Pflege und Zucht halte ich Lebendfutter für absolut notwendig. Die Tiere sind zwar Allesfresser und fressen nach Gewöhnung auch Frostfutter und teilweise Trockenfutter, dieses reicht jedoch nach meinen Erfahrungen nicht aus. Aufgrund der kleinen Maulspalte sind größere Futtertiere nicht geeignet. Erwachsene Schokoladenguramis können allerdings gut mit weißen und schwarzen Mückenlarven ernährt werden. Drosophila und im Wasser lebende Fliegenlarven, wie Steinfliegenlarven oder Köcherfliegenlarven sind ein hervorragendes Futter und werden sehr gerne von den Tieren gefressen. Mit diesen Futtertieren setzten die Schokoladenguramis schnell Laich an. In Zeiten wo das Lebendfutter knapp ist, lassen sich auch die erwachsenen Tiere mit frisch geschlüpften Artemianauplien ernähren. Dieses Futter wird sogar Copepoden und deren Nauplien vorgezogen. Um eine einseitige Ernährung zu vermeiden, ist Artemia als ausschließliches Futter allerdings nicht geeignet. Auch zu fettreiches Futter wie Tubifex, Grindal oder Enchytraen ist ungeeignet. Lediglich im Winter, wenn ich wenig Lebendfutter zur Verfügung hatte, habe ich jede zweite Woche vorsichtig Grindal verfüttert. Da alle Schokoladenguramis gierige Fresser sind, die relativ große Mengen Futter aufnehmen, ist Wurmfutter nur in sehr kleinen Portionen zu verfüttern.

Soweit mir bekannt ist, gibt es noch keine Magenuntersuchungen von Schokoladengurami-Wildfängen. In den entsprechenden Biotopen konnten wir lediglich Jungfische und Garnelen als potentielle Fischnährtiere finden. Einen großen Teil der natürlichen Nahrung werden vermutlich auf die Wasseroberfläche gefallene Insekten ausmachen. Allerdings sind die Naturbeobachtungen immer nur kurze Momentaufnahmen, die meistens zur Trockenzeit gemacht werden, da sonst die Fische nicht zu fangen sind.

Verhalten im Aquarium

Frisch in das Aquarium eingesetzte Schokoladenguramis sind fast immer scheu. Sie verstecken sich in den hinteren Bereichen des Beckens hinter Einrichtungsgegenständen und Pflanzen, oft in Bodennähe. Erst nach längerer Eingewöhnung bewegen sich die Schokoladenguramis in allen Bereichen des Aquariums. Zu bestimmten Zeiten bewegen sie sich im lockeren Verband durch das Aquarium. Dabei sind sie außerordentlich neugierig und begutachten jeden neu eingebrachten Gegenstand. Erst wenn die Fische sich richtig wohl fühlen, meistens nur in größeren Aquarien, werden sie außerordentlich territorial. Dies gilt auch für S. osphromenoides. In einem dicht bepflanzten 200 Liter Aquarium hielt ich lediglich ein Paar. Die beiden hatten mehrfach miteinander gelaicht und ich konnte viele Jungfische von ihnen aufziehen. Eines Abends umkreisen sich beide Tiere und bissen sich gegenseitig in die Flanken. Ich beobachtete das Schauspiel fast zwei Stunden und wurde langsam unruhig. Beide Tiere atmeten bereits schnell. Daraufhin schaltete ich die Beleuchtung ab. Als ich am nächsten Morgen, kurz nach dem Einschalten der Beleuchtung in das Becken schaute, lag das Weibchen in voller Prachtfärbung tot auf dem Bodengrund. Der Kampf muss während der Dunkelheit angedauert haben. Hätte ich nur eines der Tiere abends in ein anderes Becken gesetzt, dann wäre das nicht passiert.

Dies ist ungewöhnlich, da die Weibchen normalerweise dominanter und wesentlich aggressiver als die Männchen sind. Seitdem halte ich die Tiere nicht mehr paarweise. In einem Aquarium mit mehreren Weibchen werden immer wieder Kämpfe ausgetragen. Die dominantesten Weibchen suchen sich auch ihre Männchen als Laichpartner aus, wobei die Männchen nicht jedes Weibchen akzeptieren.

Gegenüber anderen Fischen sind die roten Schokoladenguramis friedlich. Ich kann mir nur vorstellen, dass mehrere Sphaerichthys-Arten vergesellschaftet auch gegen die anderen Arten territorial reagieren. Bisher habe ich es nicht ausprobiert.

Zucht

Um meine Schokoladenguramis nicht noch einmal zu verlieren, teilte ich sie nach der Quarantäne auf drei Aquarien auf. Ein Männchen setze ich mit zwei Weibchen, dass andere mit einem Weibchen in ein 200 Liter fassendes Aquarium mit den Maßen 100 cm x 50 cm x 40 cm. Die anderen beiden Weibchen blieben in dem Quarantänebecken.

Während bei S. osphromenoides das Weibchen die Eier erbrüten soll, trägt bei S. vaillanti das Männchen die Eier aus. Ich selbst konnte das Laichen bei S. osphromenoides nicht beobachten. Meine Tiere laichten immer unbemerkt. Die Geschlechter sind hier nicht gut zu unterscheiden. Ralph Schmitt erzählte mir jedoch glaubhaft, dass bei seinen S. osphromenoides die Männchen die Eier austragen. Dieses wurde von Rudolf Moeschke bestätigt. Beide sind ernsthafte Aquarianer, die sich viel Zeit zum Beobachten ihrer Fische nehmen.

Bereits nach einigen Wochen dachte ich, das S. vaillanti Paar hätte gelaicht. Das Männchen stand mit aufgeblähtem Kehlsack ruhig unter einem Pflanzenblatt. Ich sah mich schon als erfolgreichen Züchter mit vielen Jungfischen. Nach zehn Tagen fing ich das Männchen vorsichtig, ohne es aus dem Wasser zu nehmen und setzte es in ein Einhängeaquarium mit den Maßen 30 cm x 20 cm x 20 cm in dem gleichen Becken um. Den Behälter hatte Gerd Arndt extra nach meinen Vorgaben für die Schokoladenguramis gebaut. Als Bodengrund habe ich Schwarztorfgranulat verwendet. Ein paar Pflanzen sowie ein Stück Eichenrinde an der Oberfläche ergänzten die Einrichtung. Das Männchen war hier sehr unruhig. Am nächsten Morgen lagen nicht entwickelte, weiße Eier auf dem Bodengrund. Doch meine erste Annahme, die Eier hätten sich nicht entwickelt, war falsch. Die Tiere müssen erst kurz zuvor gelaicht haben. Aus den Eiern hat sich nach 24 Tagen ein Jungfisch entwickelt. Die anderen Eier sind abgestorben und verpilzt. Auch später stellte ich fest, dass meine Männchen öfter über mehrere Tage mit leicht geblähtem Kehlsack schwimmen. Meistens geschieht dieses ein paar Tage vor dem Laichen.

Haben die Tiere tatsächlich gelaicht, ist der Kehlsack direkt nach der Aufnahme der Eier stärker gewölbt. Dann nehmen die Männchen auch kein Futter mehr auf. Vor dem Laichen suchen beide Fische mehrere Tage die Nähe des Partners. Andere Schokoladenguramis werden vehement, fast immer von dem Weibchen vertrieben.

Die Eiablage konnte ich trotzt einiger Zuchten bisher nur teilweise beobachten. Meistens wird am späten Abend an den dunkelsten Stellen im Aquarium gelaicht. Die Weibchen sind in der Balz der aktivere Partner. Die Tiere umkreisen sich einen längeren Zeitraum bis sie sich umschlingen und es zur eigentlichen Paarung kommt. Bisher sah es für mich so aus, als ob die Tiere sich mehrfach locker umschlingen und es nur bei der letzten Umschlingung zur eigentlichen Paarung und Eiablage kommt. Die Eier sind hell cremfarben und haben einen Durchmesser von rund 1,5 mm. Nach der Paarung fallen die Eier auf den Bodengrund und werden vom Männchen aufgenommen. Das Weibchen sammelt ebenfalls einige Eier auf und spuckt sie dem Männchen vor das Maul. Manchmal fängt das Weibchen die Eier wieder auf, bevor das Männchen danach schnappen kann. Dann geht das Vorspucken von vorne los. Wie viele Eier durchschnittlich abgegeben werden, kann ich nicht sagen. Ein ausgewachsenes Weibchen hat bei mir ohne Männchen 65 Eier abgegeben. Die größte Anzahl entlassener Jungfische betrug bei meinen Tieren 67.

Nachdem das Männchen die Eier aufgenommen hat, zieht es ich in dunkle Bereiche des Aquariums, oft unter Wasserpflanzen an der Oberfläche zurück. Am Anfang bewacht das Weibchen sein Männchen eine zeitlang. Danach vertreibt das Weibchen sein Männchen. Nach mindestens 14-tägiger Brutpflege entlässt das Männchen die Jungfische in einem Zeitraum von etwa zwei Tagen. Die Tragezeit ist abhängig von der Temperatur und der Anzahl der Jungfische. Bei hohen Temperaturen und ebenfalls hoher Jungfischanzahl werden diese erheblich früher entlassen als bei niedrigen Temperaturen und wenigen Jungfischen.

Nach dem Entlassen werden die voll entwickelten Jungfische nicht mehr von dem Männchen aufgenommen. Danach wurde das Männchen wieder zurück zu dem Weibchen gesetzt und kräftig gefüttert. Durch meine Erfahrungen mit Betta albimarginata füttere ich das Weibchen während der Brutpflegezeit des Männchens nur sehr selten. Sonst sind die Weibchen wieder laichwillig, bevor sich das Männchen von dem Fasten erholt hat. Bereits am Tag nach dem Entlassen der Jungfische konnte ich beobachten, wie das Weibchen durch die Glasscheibe versuchte, diese zu fressen. 

Jungfischaufzucht

Die Jungfische sind nach dem Entlassen zwischen 3 und 4 mm groß. Die Färbung gleicht den Jungfischen von S. osphromenoides. In den ersten Tagen halten sie sich direkt über dem Bodengrund auf, bevor sie auch in andere Bereiche schwimmen. Sie nehmen sofort problemlos Artemianauplien an. Sobald wie möglich, sollten Cyclopsnauplien oder andere Copepoden angeboten werde. Zwar bevorzugen S. vaillanti Artemia, für eine ausgewogene Ernährung ist jedoch zusätzlich anderes Futter notwendig. Am Anfang wachsen die Jungfische recht schnell und sind nach sechs Wochen bereits 2 cm groß. Jetzt haben sie bereits die Gestalt ihrer Eltern. Zu diesem Zeitpunkt setzte ich die Jungfische je nach Anzahl

in ein eigenes Aquarium oder zu den Elterntieren. Ein eigenes Aquarium befüllte ich grundsätzlich mit dem Wasser aus dem Zuchtbecken. Jetzt stagniert das Wachstum etwas und die Nachzuchten benötigen ca. weitere 4 Monate, bis die Geschlechter bei einer Größe von etwa 4 cm erstmalig zu erkennen sind. Nach weiteren 2 Monaten vermehrten sich die Nachzuchten ebenfalls.

Mittlerweile konnte ich viele Nachzuchten verteilen und habe mich gefreut, dass Antii Vuorela aus Finnland und Henk Grundmeijer aus Holland ebenfalls Nachzuchten von meinen Tieren erzielen konnten. Vielleicht kann so der Grundstock für eine kleine Population in der Aquaristik erzielt werden. Nicht vergessen möchte ich Klaus Weissenberg, der die Tiere seit einigen Jahren züchtet.

Resümee

S. vaillanti verzeiht wie alle anderen Sphaerichthys-Arten keine Pflegefehler. Das Aquarium sollte möglichst groß gewählt werden. Eine abwechslungsreiche Fütterung sowie die Aufbereitung des Wassers sind Vorbedingungen für die dauerhafte Pflege. S. vaillanti sind etwas einfacher zu halten als S. osphromenoides, da sie nicht deren extreme Schwarzwasserwerte benötigen, das Wasser sollte jedoch ebenso keimarm sein. Berücksichtigt man diese Grundlagen, steht der Pflege und Zucht dieser „Traumfische“ nichts mehr im Wege.

Literatur:

Linke, H. (1998): Labyrinthfische – Farbe im Aquarium. 5. komplett überarbeitete Auflage, Tertra-Verlag GmbH, Münster: 147-155
Pellegrin, J. (1930): Description d`un anabantidaé nouveau de Bornéo appartenant au genre Sphaerichthys. Bull. Soc. Zool. Fr. 55: 242-244  
Perrin, O. (1996): Ein ungewöhnlicher Schokoladengurami. DATZ 49. Jahrgang Nr. 10: 622-623
Roberts, T.R. (1989): The Freshwater Fishes of Western Borneo (Kalimantan Barat, Indonesia). Calif. Acad. Sci. 14: 13-19, 177
Schliewen, U. (1997): Naturschutzgebiete vorgestellt: Danau Sentarum – ein Seengebiet im Mittellauf des Kapuas, Kalimantan Barat, Indonesien. Der Makropode – Zeitschrift der IGL, 19. Jahrgang, 11/12: 129-130

 
 
Teil 1

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