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Michael Schlüter
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L-Welsfang am Rio Tapajós

 

Im September 2003 bin ich mit Hans-Georg Evers, Neil Woodward (Inhaber des Aquaristik Fachgeschäftes und Großhandels Pier Aquatics nahe Manchester) und Marcos Wandale (Inhaber der Firma D’Agua Aquarienfischexport, Recifé) zum Rio Tapajós, Bundesstaat Pará, Brasilien gefahren. Der Tapajós ist einer der größeren Zuläufe des Amazonas. Es handelt sich um einen Klarwasserfluss mit einem PH-Wert von 6-6,6 und einer Leitfähigkeit von 10-20 µS/ccm³ bei einer Temperatur von durchschnittlich 29 °C. Da der Tapajós recht schnell fließt, ist die Temperatur nahe der Oberfläche und direkt über dem Bodengrund identisch. Der Rio Tapajós entsteht aus zwei Flüssen, dem São Manoel (Teles Pires) und dem Juruena. Mit den beiden Zuflüssen hat er ungefähr eine Länge von 2.500 Kilometer. Aus der Gegend um Itaituba am Mittellauf des Tapajós werden viele L-Welse exportiert. Zu den bekanntesten L-Welsen dort gehören L 260, Queen Arabesque und L 134 der s.g. Tapajós-Zebra, eine Hypancistrus Art.

Wir flogen zuerst nach Recifé, um uns hier mit Marcos zu treffen. Von dort aus ging es weiter nach Santarém, wo der Tapajós in den Amazonas mündet. Freundlicherweise konnten wir in Santarém bei Maja, einem Fischer, der für D’Agua arbeitet, übernachten. Maja hat eine kleine Auffangstation. Er selbst fängt hauptsächlich Diskusfische, die er nachts tauchend erbeutet.

Tapajos bei Santarem
Der Tapajos bei Santarem © 2003 Michael Schlüter

Nachdem wir einige Biotope in der Umgebung von Santarém befischen konnten, ging es per Auto weiter nach Itaituba. Dort besuchten wir Leonardo Martins, der zusammen mit seiner Ehefrau Marineude Rabelo die Fangstation Ita-Fishes betreibt. Seine Auffangstation war schon erheblich professioneller als die von Maja. Hier konnten wir erstmalig die Artenvielfalt der L-Welse des Tapajós sehen.

L 262
L 262
© 2003 Michael Schlüter

Von Itaituba führt eine abenteuerliche Straße bis nach Pimental, direkt am Mittellauf des Tapajós. Dieser Ort ist mit größeren Booten nicht zu erreichen, da zwischen Itaituba und Pimental Stromschnellen liegen, die nicht schiffbar sind. 4 Stunden dauerte es, um die Strecke mit dem Auto von Santarém nach Itaituba zurückzulegen. Leonardo begleitete uns auf dieser Fahrt. Er ist exklusiver Käufer der in Pimental gefangenen Fische.

Pimental ist ein kleiner Ort, dessen Bewohner hauptsächlich vom Aquarienfischfang leben. Neben L-Welsen werden hier auch Stechrochen gefangen. Besonders die noch unbeschriebenen Perlrochen erzielen in Japan Höchstpreise. Aber auch Potamotrygon henlei, mit sehr feinen weißen Punkten kommen hier vor und werden für den Export gefangen.

Die Händler in Brasilien dürfen laut Bestimmungen der Naturschutzbehörde Ibama nur eine bestimmte Zahl dieser Rochen jährlich exportieren. Mittlerweile gilt ein Exportverbot für alle Rochenarten in Brasilien.

Perlrochen
Perlrochen
© 2003 Michael Schlüter

Nach unserer Ankunft in Pimental kümmerte sich Marcos erstmal um eine Unterkunft für unsere Übernachtung. Heraus kam dabei ein leer stehendes, noch nicht fertig gebautes Haus, welches lediglich ein Dach und Wände hatte. Türen und Fensterscheiben fehlten. Der Boden bestand aus lehmiger Erde, mit einigen unangenehmen Feuerameisen. Kurz gesagt, zum Verweilen lud der Platz nicht ein. Allerdings ließen sich unsere Hängematten an der Dachbalkenkonstruktion relativ schnell befestigen.

Entschädigt wurden wir durch den Ausblick auf den Tapajós. Direkt vor dem Haus lag die Bootsanlegestelle, die gleichzeitig Waschstelle war. Hier befanden sich einige Holzkästen, deren Wände mit Draht versehen waren. In diesen Kisten werden die gefangenen Welse bis zum Weitertransport gehalten. Der Bodengrund der Kisten ist mit großen Steinen bestückt, um den Welsen Deckung zu geben. Nach einer stürmischen, regnerischen Nacht, die wir in einem Haus ohne Fenster auch zu spüren bekamen, fuhren wir am nächsten Tag mit einem Boot mit mehreren Fischern zu den Fangplätzen der L-Welse.

L-Wels Hälterung am Tapajos
L-Wels Hälterung am Tapajos © 2003 Michael Schlüter

Bis zu dem ersten Fangplatz fuhren wir ca. eine Stunde flussabwärts Richtung Itaituba. Im September herrscht hier Trockenzeit. Der Tapajós strömt stark und ist direkt hinter den Stromschnellen nur etwa 60 cm tief. Dies ist die Heimat vieler L-Welse. Neben den L-Welsen kommen hier noch die o.g. Stechrochen, ein unbeschriebener Myleus, Pseudopimelodus, Harttia dissidens, Parodon, Teleocichla und eine sehr schöne, vermutlich ebenfalls unbeschriebene Crenicichla-Art vor. Von den Fängern werden diese Crenicichla als Tigerbuntbarsche bezeichnet. Die größten Tiere dieser Art, die wir gesehen haben, hatten ca. 20 cm Länge und noch Ihre schöne Zeichnung. Ich vermute, dass diese noch größer werden und es sich bei der Färbung um die Jungfisch- sowie Jugendfärbung handelt.

Der Bodengrund des Tapajós bei den Stromschnellen besteht hauptsächlich aus faust- bis fußballgroßen Steinen, der Untergrund aus Sand und Schlamm. Das Wasser strömt hier so stark, dass man sich an den Steinen festhalten muss, um nicht abgetrieben zu werden.

Tapajos, Fanggebiet der L-Welse
Fanggebiet der L-Welse © 2003 Michael Schlüter

Da die Steine den Einsatz eines Netzes unmöglich machen, werden die Welse mit der Hand gefangen. Die Fischer tragen Taucherbrillen und Schwimmflossen sowie Handschuhe. Am Gürtel sind Plastikbehälter befestigt, in die die gefangenen Fische gesetzt werden. Die Behälter haben Löcher, so dass ein regelmäßiger Wasseraustausch gewährleistet ist. Sobald der Behälter voll ist, wird dieser zum Boot gebracht, in dem sich Plastikwannen, so genannte Cassambas, befinden. Dort werden die Fische auf der Rückfahrt transportiert und dann in den Auffangkörben bis zum Eintreffen von Leonardo gehalten.

Der Fang ist sehr schwierig und es gehört eine Menge Übung dazu, tauchend die Fische mit der Hand zu erbeuten. Hierzu tauchen die Fänger bis kurz über die Steine. Das Wasser ist hier sehr turbulent, wodurch die Sichtweite unter Wasser relativ gering ist. Wird ein Wels entdeckt, hebt der Fischer den Stein langsam mit einer Hand an. Der Wels bleibt an der Unterseite des Steines haften. Dann greift der Fänger den Wels mit der anderen Hand und taucht auf. Der Wels wird jetzt in die Plastikdose gegeben und ein neuer Versuch folgt. Bei größeren Steinen scheuchen die Fischer den Wels vorsichtig an eine sichtbare Stelle des Steines und klemmen den Wels dann mittels eines flachen Stockes fest an den Stein. Mit der anderen Hand wird der Wels gegriffen und verpackt. Dies ist schon in einem Aquarium problematisch. In einem großen Fluss mit Unmengen von Steinen, war es für uns Laien nahezu unmöglich, Tiere zu fangen. Die Welse entkamen meistens. Nach etwa 2 Stunden konnte sich die Ausbeute aber sehen lassen. Neben den o.g. Arten hatten die Fischer einige L-Welse gefangen.

Hierzu gehörten unter anderen Squaliforma cf. emarginata - L 131, Scobinancistrus spec. - L 133, Ancistomus snethlagae - L 141=L215, Hypancistrus spec. - Queen Arabesque - L 260, die in relativ großen Stückzahlen vorkamen, sowie L 262 eine weitere, schöne Hypancistrus-Art. Weiterhin L 309, vermutlich eine Ancistrus Art und L 321 eine Pseudancistrus Art von der wir mehrere Männchen mit einer Länge von ca. 12-16 cm und ausgeprägtem Backenbart bewundern konnten. Außerdem eine Panaque Art, die wohl noch keinen L-Code hat und Panaque cf. nigrolineatus ähnlich sieht.

L 321
L321
 © 2003 Michael Schlüter


Jetzt wollten wir auch noch die Fangplätze von L 134, dem so genannten Tapajós-Zebra sehen. Die Fischer fuhren mit uns weitere 20 Minuten zu einem schwächer strömenden Bereich. Hier konnten die Fischer innerhalb kurzer Zeit mehrere Tiere dieser Art fangen. Entweder sind diese hier zahlreicher oder es war einfacher die Welse zu erbeuten, da die Strömung wesentlich schwächer war. Äußerst zufrieden fuhren wir dann zu unserer „Luxusunterkunft“ in Pimental zurück.

Wenn man sich das alles vor Augen führt, so sind die relativ hohen Preise für L-Welse nicht mehr verwunderlich. Allerdings haben die Fischer den geringsten Anteil an dem Profit.

Nach einigen weiteren Fangplätzen an der Transamazonica freuten wir uns, in Recifé noch einen Tag am Strand verbringen zu können.

Crenicichla sp. Tiger
Crenicichla spec. Tiger
© 2003 Michael Schlüter
 

 


© 2007 Michael Schlüter

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