AMAZONAS,
14, Novemer/Dezember 2007, Seite 26–37
Kleine Fische
in der Aquaristik
von Michael Schlüter
(MS) und Olaf Deters (OD)
Die kleinen Fischarten haben in der Aquaristik
schon immer ein Schattendasein geführt. Größere Fische sind natürlich
auffallender und sie machen auch in einigem Abstand zum Aquarium
noch etwas her. Doch auch kleine Aquarienfische halten viele Überraschungen
bereit, erfordern jedoch oft von ihrem Pfleger ein erhebliches Maß
an Erfahrung und Feingefühl.
Anlage (MS) für die Pflege und Zucht von Minifischen. Eine solche
Zuchtanlage kann einen Aquarianer ganz schön beschäftigen. Foto:
M. Schlüter
Um eine Lanze für die Zwergfische zu brechen,
wollen wir eine Anzahl von Arten vorstellen, die nicht größer als
etwa 3 cm werden. Sicher kann die getroffene Auswahl die Artenfülle
allenfalls nur grob anreißen. Auch sind die genannten 3 cm Gesamtlänge
nur ein Richtwert.
Es sei vorab gesagt, dass viele der genannten
Fische nicht unbedingt handelsüblich und damit auch nicht leicht
erhältlich sind. Das ist im Grunde genommen auch gut so, denn viele
kleine Fische sind auch in der Pflege und Zucht anspruchsvoller als
größere Arten, wobei es jedoch auch keine Magie ist, solche Fische
zu halten und zu züchten.
Die Stolperstellen liegen dabei nicht unbedingt
da, wo sie vielfach vermutet werden. Nur „optimales“ Wasser
bereitzustellen bringt gar nichts. Die Wasserbeschaffenheit ist natürlich
auch ein wichtiges Thema, aber kein bedeutsameres als bei größer
werdenden Fischen. Daher wollen wir uns zu Beginn ein paar
allgemeine Gedanken zur Haltung und Pflege kleiner und damit auch
oft anspruchsvollerer Fischarten machen.
Voraussetzungen
Das Zauberwort zur Haltung kleiner Fische lautet
„Artbecken“. Vergesellschaftungen mit anderen Fischarten sind
nur dann möglich, wenn die anderen Beckenbewohner entweder sehr ähnliche
Verhaltenseigenschaften aufweisen oder sich beide Arten im Aquarium
nicht in die Quere kommen. Eine sehr ruhige Fischart mit einer
hektischen zu vereinen geht meistens zu Lasten der ruhigen. Sie wird
von der agilen Art ungewollt verdrängt und verbringt zuviel Zeit in
der Deckung. Sehr gut möglich ist hingegen die Kombination einer
oberflächenorientierten Art mit einer vorzugsweise in Bodennähe
schwimmenden.
Das Aquarium muss gerade scheueren Fischarten
ein Gefühl der Sicherheit vermitteln. Dennoch sollte es so sein,
dass der Aquarianer seine Fische nach kurzer Suche auch finden kann.
Nur so kann er eventuell auftretende Probleme rechtzeitig erkennen
und ihnen entgegenwirken. Also sollte man nur soviel Deckungsmöglichkeiten
wie notwendig anbieten.
Eine recht bekannte und gut geeignete Killifisch-Art ist der hübsche
Ringelhechtling Pseudepiplatys
annulatus. Foto: M. Schlüter
Scheuen Fischen kann man Sicherheit vermitteln,
indem man das Becken nur gedämpft beleuchtet.
Es reicht schon, wenn man ein Stückchen Pappe
als Lichtblende auf die Abdeckscheibe legt. Die nächstdunklere
Stufe lässt sich leicht durch eine die Wasseroberfläche bedeckende
Salvinia-Schicht erzielen.
Wenn das noch nicht reicht, kann man das Wasser
zusätzlich noch durch Erlenzäpfchen braun einfärben. Dass man
seine Fische dann nur noch per Taschenlampe beobachten kann, steht
außer Frage.
Der Erfolg mit kleinen Fischen hängt maßgeblich
vom Futter ab. Hier ist feines Lebendfutter die erste Wahl. Ständig
frisch erbrütete Artemien dienen als stets zur Verfügung stehendes
Grundfutter, das soweit wie möglich mit Tümpelfutter ergänzt
wird. Futterzuchten von Moina, Essigälchen oder Grindalwürmchen
helfen über Engpässe hinweg. Wenn die Fische sehr klein sind, kann
man mit entsprechenden Siebsätzen die geeignete Futtergröße auswählen.
Beim Umgang mit kleinen Fischen ist natürlich
etwas mehr Vorsicht geboten als bei großen. Sie sind halt körperlich
schon etwas anfälliger, aber Samthandschuhe und eine so ruhige Hand
wie ein Herzchirurg sind auch nicht nötig.
Alles in allem ist der Umgang mit sehr kleinen
Fischen kein großes Geheimnis. Man sollte nur nicht versuchen, sie
in einem normalen Aquarium mit größeren Fischen zu
vergesellschaften. Das bekommt den meisten kleinen Fischarten nicht
so gut. Die vielen Arten nachgesagte Empfindlichkeit hängt bei
Wildfängen sicher mit dem stressigen Transport zusammen. Hierbei
sollte nicht vergessen werden, dass diese Fische allein wegen ihrer
geringen Größe meistens keine langen Futterpausen vertragen. Es
macht wenig Sinn, jede kleine Art mit ähnlichen Ansprüchen einzeln
vorzustellen. Daher teilen wir die Arten in Gruppen ein. Diese
Gruppen haben wir nach Fischfamilien und grundsätzlichen
Haltungsansprüchen zusammengestellt. Manchmal werden auch einzelne
Arten vorgestellt, die entweder ungewöhnliche Verhaltensweisen
zeigen oder wenigstens einem von uns (meistens beiden) besonders gut
gefallen.
Bei unseren Beschreibungen geben wir sowohl
Fakten als auch Einzelbeobachtungen wieder. Dennoch können Details
unausgesprochen bleiben. Eine ausführlichere Darstellung würde
jedoch leider den Rahmen dieses Artikels sprengen. Wir wollen an
dieser Stelle auch keine Anleitung zur erfolgreichen Pflege und
Zucht der Arten geben, sondern den Leser anregen, es einmal selbst
mit Zwergarten zu versuchen.
Da wir auch nur Fische intensiver vorstellen möchten,
die zumindest einer von uns schon mehr oder weniger erfolgreich
gepflegt hat, werden etliche Arten unerwähnt bleiben. Dennoch
meinen wir, eine repräsentative Auswahl getroffen zu haben.
Zwergbärblinge
Zwergbärblinge, wie die Boraras-Arten und
Barboides gracilis, gehören zu den kleinsten Karpfenfischen überhaupt.
Mit einer Körperlänge von 1,5–2,5 cm sind sie bereits
ausgewachsen. In der Natur leben sie in kleinen Fließgewässern und
Sümpfen bei weichen, meist sauren Wasserwerten. Bei nicht
ausgewachsenen Tieren lassen sich die Geschlechter nur anhand der Körperform
unterscheiden. Erst ausgewachsene Männchen zeigen ihre Prachtfärbung.
Die westfrikanische Zwergbarbe Barboides
gracilis ist ein gut
geeigneter Pflegling für den Beginner in der Zwergfischhaltung.
Foto: M. Schlüter
Zur Pflege und Zucht dieser Fische eignen sich
kleine, stark mit Javamoos bepflanzte Aquarien. Während die
Boraras-Arten generell etwas wärmere Temperaturen mögen, sollte
Barboides gracilis bei Werten um 22 °C gehalten werden. Der pH-Wert
sollte leicht sauer eingestellt werden und die Leitfähigkeit unter
100 µS/cm liegen.
Bei diesen Werten laichen die Zwergbärblinge ständig
im Javamoos ab. Obwohl sie arge Laichräuber sind, wachsen in einem
solchen Artbecken immer genügend Jungfische auf. Kleinere
Jungfischmengen finden im Javamoos ausreichend Nährtiere, bis sie
in der Lage sind, Artemia- oder Cyclops-Nauplien zu fressen.
Barboides gracilis ist nicht so räuberisch und
lässt sich in einem kleinen, stark bepflanzten Becken hervorragend
im Daueransatz vermehren. Allerdings ist das Wachstum der Jungfische
recht langsam. Erst nach etwa einem dreiviertel Jahr sind diese
Zwerge ausgewachsen.
Danionella
Zu den kleinsten Süßwasserfischen zählt Danionella
translucida. Die Art kommt im asiatischen Myanmar (ehemals
Burma) vor. Mit nur etwa 12 mm Länge und einem sehr schlanken Körperbau
haben die Fische eher die Statur einer dicken weißen Mückenlarve.
Dennoch sind sie im Aquarium durchaus halt- und auch züchtbar, wenn
man ihnen ein kleines Artbecken einrichtet, das eine beständige Strömung
aufweist und in dem feine Pflanzen vorhanden sind.
Die Tiere toben die meiste Zeit vor den Pflanzen
im offenen Wasser herum, ziehen sich aber dennoch immer wieder
zwischen die Pflanzen zurück. Das Wasser muss mit etwa 300 µS/cm
nicht besonders weich und mit einem pH-Wert von um die 7 auch nicht
sonderlich sauer sein. Gefressen wird alles, was bewältigt werden
kann, und das sind natürlich nur kleine Nahrungsstückchen, also
Artemien und kleine Grindalwürmchen.
Es kommen ohne weiteres Zutun beständig
Jungfische auf. Es sind häufig wild balzende Pärchen zu
beobachten. Dabei umschwimmen sich die Alttiere im freien Wasser
schnell und spielerisch. Direktes Ablaichen konnte ich (OD) bisher
nicht beobachten. Es ist aber möglich, dass es sich um Freilaicher
handelt. Mitunter sieht man Larven im unteren Aquariendrittel an den
Scheiben hängen. Ich vermute, dass die Zeit bis zum Freischwimmen
einige Tage beträgt.
Die frisch freigeschwommenen Larven bewegen sich
zumeist ausdauernd in Bodennähe und attackieren mutig alles, was
die Strömung ihnen entgegentreibt. Dabei beträgt ihr
Beobachtungsradius etwa 3 cm. Sie versuchen sich auch an
Artemia-Nauplien und zeigen nach einer Fütterung sichtbar gefüllte
Bäuche. Dabei können sie mit ihren 3 mm Körperlänge und dem
haarfeinen Habitus sicher keine komplette Nauplie bewältigen, aber
möglicherweise rupfen sie den Artemien beispielsweise die
Ruderantennen aus. Das ist alles zu klein, um es wirklich beobachten
zu können, aber sie nehmen etwas auf und wachsen dann zügig
weiter. Die Geschlechtsreife ist nach etwa acht Wochen erreicht. Die
Elterntiere vergreifen sich nicht an den Larven.
Wenn keine Larven mehr zu beobachten sind, ist
die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich Planarien im Becken
angesiedelt haben. Dann wende ich Flubenol an. Es beseitigt die
Planarien zuverlässig und schadet den Fischen nicht. Etwa zehn Tage
nach einer solchen Behandlung sind dann wieder Larven zu beobachten.
Celestichthys
margaritatus
Einen regelrechten Hype löste der Perlhuhnbärbling,
Celestichthys margaritatus, durch sein Erscheinen in der
Aquaristik aus. Ein handelt sich um einen sehr hübschen kleinen
Fisch aus Myanmar, der bärblingsgemäß hochagil ist und ausdauernd
wuselig im Aquarium umherschwimmt. Er wird etwa 20–25 mm lang und
ist ebenfalls nicht auf weiches und saures Wasser angewiesen. Das
macht ihn prinzipiell gesellschaftsbeckentauglich. Auch vermehrt er
sich problemlos, wenn sich keine Fressfeinde im Aquarium befinden.
Danio margaritatus sorgte
in letzter Zeit für Wirbel.
Foto: H.-G. Evers
Leider erweist sich der Perlhuhnbärbling
mitunter als sehr scheu und treibt sich dann nur im unteren
Aquarienbereich zwischen den Pflanzen umher. Dem lässt sich
offensichtlich auch nicht durch größere Aquarien abhelfen; eher
verstärkt sich die Scheu dann noch.
Die Gründe für die versteckte Lebensweise
haben sich uns bis heute noch nicht erschlossen. Auch sind die
verschiedenen Berichte darüber zu gegensätzlich, als dass sich
daraus etwas Handfestes ableiten ließe. Eines kann man jedoch
sagen: Eine versteckte Lebensweise im Unterholz des Aquariums
bedeutet nicht, dass den Fischen das Becken nicht zusagt.
In dem 40 cm messenden Zuchtaquarium (20 l
Inhalt), in dem ich (OD) drei Pärchen halte, sind die Tiere immer
munter in den mittleren und unteren Wasserschichten unterwegs. Im größeren
Aquarium treiben sie sich dagegen ausschließlich unten zwischen den
Pflanzen herum, obwohl die Aquarien vergleichbar ausgestattet sind.
Horadandia
atukorali
Der Ceylon-Zwergbärbling stammt aus Sri Lanka
und ist mit etwa 2,5 cm Länge ausgewachsen. Die Gattung Horadandia
ist monotypisch, das heißt, es gibt innerhalb dieser Gattung bisher
nur die eine bekannte Art H. atukorali.
Horadandia atukorali aus
Sri Lanka. Foto: M. Schlüter
Farblich gesehen ist der Ceylon-Zwergbärbling
wenig attraktiv. Dennoch haben diese Fische das gewisse Etwas, was
allerdings nur wenige Aquarianer nachvollziehen können. Die
Geschlechter sind kaum zu unterscheiden. Während der Balz werden
die Flossen der Männchen etwas dunkler. Anhand der Körperform sind
ausgewachsene Weibchen gut von den etwas kleineren Männchen zu
unterscheiden.
Für die gezielte Zucht hat sich hier ein
Ansatzbecken nicht bewährt. Dagegen kommen in einem gut bepflanzten
Artaquarium mit neutralen Wasserwerten immer einige der sehr kleinen
Jungfische auf.
Sundadanio
axelrodi
Seit einigen Jahren wird Sundadanio axelrodi
in drei verschiedenen Farbformen importiert. Ob es sich bei ihnen
tatsächlich nur um eine einzige Art handelt, ist fraglich. Am
kleinsten bleibt die blaue Variante und die rote wird am größten.
Grüne Form von Sundadanio
axelrodi. Foto: M. Schlüter
Die Anforderungen an das Aquarium sind jedoch für
alle Formen identisch. Dazu gehört ein relativ großes Becken ab
etwa 50 l Volumen. Ausreichender Schwimmraum, eine diffuse
Beleuchtung, Schwimmpflanzen und andere Wasserpflanzen sollten
ebenfalls vorhanden sein. Ein richtiger Schwarm wird nicht gebildet.
Jedes Tier hält einen größeren Abstand zum Nachbarn. Meistens
schwimmen sie in einem lockeren Verband auf Nahrungssuche
umher. In der Natur konnte ich (MS) diese Art in West-Kalimantan mit
einem Zugnetz in einem relativ schnellfließenden Schwarzwasserbach
in den mittleren, tieferen Bereichen erbeuten.
Für die Zucht sind pH-Werte um 5 bei geringer
Leitfähigkeit erforderlich. Auch hier sind die oben beschriebenen
Aquarieneinrichtungen und -größen sinnvoll. Mir ist es zumindest
nicht gelungen, diese Art in einem typischen Zuchtaquarium mit
Laichrost zu vermehren. Erfolgreich war es hingegen, die Zuchttiere
nach dem Laichen umzusetzen und die Jungfische im Ansatzbecken
aufzuziehen.
Sie sind allerdings etwas empfindlich, weshalb
regelmäßige, kleine Wasserwechsel vorgenommen werden sollten.
Barbus
hulstaerti
Nach langen Jahren aquaristischer Abstinenz ist
im Jahre 2006 die Schmetterlingsbarbe, Barbus hulstaerti,
wieder aus dem Kongo importiert worden. Natürlich sollten die
Fische umgehend nachgezüchtet werden, um sie nicht abermals aus der
Aquaristik zu verlieren. Die Nachzucht gelang verschiedentlich auch
und stellte sich prinzipiell als nicht sonderlich problematisch dar.
Das Rezept: sehr weiches, saures und kühles Wasser, etwas
Torffasern als Ablaichmedium dazu, ein Pärchen einsetzen und dann
abwarten.
Barbus-hulstaerti-Weibchen.
Foto: H.-G. Evers
Alsbald kamen die Jungfische auf und wuchsen
auch zügig heran. Leider fiel das Geschlechterverhältnis zumeist
sehr stark zugunsten der Männchen aus, so dass trotz guter
Nachzuchterfolge die Existenz der Tiere in der Aquaristik nicht als
gesichert gelten sollte. Allerdings sind bereits neue Importe
eingetroffen.
Was genau die Geschlechterverteilung bestimmt,
ist nicht bekannt. Mitunter scheint es dennoch gut zu funktionieren,
denn hin und wieder werden ausgeglichene Gruppen angeboten. Die
Geschlechterunterscheidung ist einfach. Bei den Weibchen ist die Rückenflosse
transparent. Die Männchen hingegen tragen in ihr gelbe und schwarze
Streifen.
Barbus jae
und Barbus sylvaticus
Auch Barbus jae und Barbus sylvaticus
werden nur sehr selten importiert. Gerade die Importtiere sind
meistens in einer sehr schlechten Verfassung, was schon an dem
schlechten Ernährungszustand zu erkennen ist. Oft sind sie
wurmverseucht und ohne entsprechende Behandlung sterben sie
innerhalb kurzer Zeit.
Barbus jae aus Westafrika
ist ein schwieriger Pflegling.
Foto: M. Schlüter
In Haltung und Zucht unterscheiden sich die
beiden Arten nicht sonderlich von B. hulstaerti. Ein schwach
beleuchtetes, stark bepflanztes Aquarium mit kühlem, leicht saurem
und weichem Wasser ist erforderlich. Beide Arten können dauerhaft
in einem Becken mit schräg gestelltem Laichrost vermehrt werden.
Meistens laichen diese Barben kurz nach einem Wasserwechsel mit kühlem
Wasser.
Die Eier sollten nach dem Laichen abgesammelt
werden. Die Larven schlüpfen bereits nach zwei bis drei Tagen und
nach weiteren zwei Tagen können sie mit sehr kleinen
Artemia-Nauplien ernährt werden.
Flossensauger
Aus der Gruppe der Flossensauger sind kaum
Fische von weniger als 3 cm Länge bekannt. Eine der kleinsten
Arten, die diese Voraussetzung erfüllt, ist Neohomaloptera
johorensis. Anders als die meisten Flossensauger lebt diese Art
auf Pflanzen im Schwarzwasser. Sie kommt im gleichen Biotop vor, wie
er bei Sundadanio axelrodi beschrieben worden ist. Die
Wassertemperatur betrug zum Fangzeitpunkt 26 °C. Die Flossensauger
lebten in den stärker strömenden Bereichen des Bachs in kleinen
Gruppen an Pflanzenstängeln.
Neohomaloptera johorensis
ist eine kleine, äußerst interessante
Schmerle. Foto: M. Schlüter
Bei der Aquarieneingewöhnung war die
Futterfrage am schwierigsten zu erfüllen. In der Natur leben diese
Fische vermutlich von Aufwuchs. Im Aquarium nehmen sie zwar
Artemia-Nauplien an, suchen jedoch unabhängig vom Substrat ungern
den Aquarienboden auf, um zu fressen. Wenn der Filterstrom oder der
Pumpenauslauf so eingestellt werden können, dass sich die
Artemia-Nauplien an einer Seitenscheibe sammeln, sind die
Neohomaloptera durchaus in der Lage, die lebenden Nauplien zu
erbeuten. Leider scheint die Zucht dieser Art bisher nicht gelungen
zu sein. Lediglich ein Jungfisch wuchs bei den Elterntieren auf,
ohne dass das Laichen oder die Eier bemerkt worden waren.
Hechtlinge,
Leuchtaugen, Aphyoplatys, Adamas
Hin und wieder ist der aus Westafrika stammende
Ringelhechtling, Pseudepiplatys annulatus, im Zoogeschäft
anzutreffen. Dieser Killifisch ist stark oberflächenorientiert und
stellt sich ausdauernd zwischen die Oberflächenbepflanzung, um dort
auf Futter zu warten. Das Wasser sollte auf jeden Fall sauber und
nicht zu hart sein. Gelegentlich können die Tiere untereinander
etwas zänkisch werden, so dass eine Strukturierung der Wasseroberfläche
mit Wasserpflanzen grundsätzlich anzuraten ist. In den
Schwimmpflanzenpolstern kommen immer wieder Jungfische auf, wobei
weniger die Eltern den Jungen nachstellen, sondern vielmehr deren ältere
Geschwister. Die Larven sind anfänglich sehr klein. Ansonsten ist P.
annulatus kein sonderlich problematischer Pflegling und für
kleinere Aquarien gut geeignet.
Aus dem zentralafrikanischen Bereich stammen Aphyoplatys
duboisi und Adamas formosus. Diese Killifische erfordern
vom Halter schon mehr Aufmerksamkeit und sind für übliche
Gesellschaftsbecken nicht mehr geeignet. In kleineren Artbecken wird
man sie erfolgreicher halten können. Eine gute und feine
Bepflanzung der Aquarien nimmt ihnen die Scheu und das Wasser sollte
schon deutlich weich und sauer sein. Werte von 100 µS/cm und pH 5
und darunter sind durchaus realistisch. Sollte man ernste
Zuchtabsichten hegen, was bei diesen Fischen immer angeraten ist,
kann es hilfreich sein, den Wasserstand deutlich abzusenken. Die
Jungfische von Adamas sind so extrem klein, dass sie an den ersten
Tagen nicht einmal Pantoffeltierchen bewältigen können.
Noch kleinere Killifische sind die kleinen
Leuchtaugenfische, wie etwa die westafrikanischen Foerschichthys
oder die südamerikanischen Fluviphylax. Sie sind deutlicher oberflächenorientiert
und bleiben mit etwa 20–25 mm Länge kleiner als die vorgenannten
Arten. Deshalb ist eine besondere Vorsicht beim Fang und Transport
anzuraten. Hat man die Fische jedoch erst einmal gut ins Aquarium
gebracht und eingewöhnt, so können sie bei entsprechender Pflege
ausdauernd sein.
Die Zucht ist möglich, zumeist nicht aber
besonders produktiv. Auch hier können einzelne Jungfische zwischen
den Alttieren erfolgreich aufwachsen, aber eine nachhaltige
Bestandssicherung, auch für die eigene Aquaristik, ist durch die
extensive Zucht nur schwer zu erreichen. Auch diese Fische sollten
nur sehr bedacht mit anderen Fischen vergesellschaftet werden. Sie
sind nur begrenzt durchsetzungswillig und würden sich bei Bedrängung
durch andere Fische zu sehr in die Oberflächenpflanzen zurückziehen.
Damit bekämen sie nicht mehr hinreichend Futter und das hätte
einen Einfluss auf die Lebensdauer.
Lacustricola
Die meisten Arten aus der Gattung Lacustricola
bleiben recht klein. Zu nennen sind Lacustricola usanguensis, L.
maculatus und L. bukobanus. Ein kommerzieller Import
erfolgt nicht, und die Arten werden nur gelegentlich von reisenden
Aquarianern eingeführt. Die Autoren pflegen derzeit Lacustricola
bukobanus aus Uganda.
Aus Amazonien kommen hin und wieder die oberflächenorientierten
Minis aus der Gattung Fluviphylax zu
uns. Foto: O. Deters
Lacustricola-Arten sind lebhafte und
neugierige Fische. Auch wenn sie vom Aussehen her nicht sonderlich
empfindlich zu sein scheinen, sollte man mit ihnen dennoch immer
vorsichtig umgehen. Einerseits zeigen sie sich empfindlich gegenüber
Wasserverunreinigungen, und andererseits verkraften sie umfangreiche
Wasserwechsel auch nicht immer gut.
Die Fische laichen bei guter Ernährung regelmäßig
und können sogar richtig produktiv werden. Die relativ großen und
glasigen Eier werden an Substraten abgelegt und benötigen keine
Trockenlagerzeit. Die Larven entwickeln sich in etwa acht bis zwölf
Tagen bis zum Schlupf und können spätestens am nächsten Tag
Artemien aufnehmen.
Den Lacustricola-Arten systematisch
nahestehend ist die Gattung Micropanchax. Auch in ihr gibt es
eine Reihe klein bleibender Arten, die in der Aquaristik jedoch
ebenfalls nur sehr selten vertreten sind.
Diapteron
Nahe verwandt mit ihren größeren Vettern aus
der Gattung Aphyosemion sind die fünf bekannten Diapteron-Arten.
Sie stammen aus Westafrika und sind aufgrund ihrer Farbenpracht bei
Killifischhaltern sehr beliebt. Trotzdem sind sie nicht sonderlich
weit verbreitet, da die dauerhafte Haltung und Zucht problematisch
sein kann. Verantwortlich sind hierfür hauptsächlich die
erforderlichen geringen Wassertemperaturen, die 22 °C nicht
dauerhaft übersteigen sollten, sowie das oftmals einseitige
Geschlechterverhältnis der Nachzuchten zugunsten der Männchen.
Wunderschön und etwas heikel sind Diapteron-Arten,
hier
Diapteron georgiae. Foto:
M. Schlüter
Welche Faktoren für das einseitige
Geschlechterverhältnis ausschlaggebend sind, ist noch nicht sicher
geklärt. Die Praxis deutet darauf hin, dass die Temperatur in
Verbindung mit dem pH-Wert entscheidend ist.
Leider scheinen diese Erkenntnisse nicht immer
zuzutreffen, da verschiedene Züchter unterschiedliche Erfahrungen
gemacht haben. Da alle Arten relativ aggressiv untereinander sind,
ist es sehr wichtig, den unterlegenen Tieren Versteckmöglichkeiten
zu bieten. Gelaicht wird im Torf, aus dem die Eier abgelesen werden
können. Einfacher ist es allerdings, den Torf zweiwöchentlich in
ein gesondertes Aquarium zu überführen.
Rivulus
Rivulus frenatus und Rivulus xiphidius
gehören zu den kleinsten Arten dieser sehr großen
Killifischgattung. Es handelt sich um nicht annuelle Fische aus
Guyana und Französisch-Guayana. In der Natur leben sie in den
kleinsten Biotopen oft als einzige Fischart.
Im September letzten Jahres konnte ich (MS) Rivulus
frenatus an zwei verschiedenen Fundorten in Guyana fangen. Die
Tiere leben dort in den schwach strömenden Bereichen kleinerer Flüsse
und Bäche am Uferrand und in Überschwemmungsgebieten. Die sehr
sauren und weichen Wasserwerte der Biotope sind für die
erfolgreiche Zucht im Aquarium nicht erforderlich. Die Fische lassen
sich hier auch in schwach saurem Wasser vermehren.
Diese so genannten Bachlinge sind am Besten ohne
Beifische in kleinen Aquarien mit flachem Wasserstand zu halten. Größere
Becken behagen ihnen sichtlich nicht. Für die gezielte Zucht
sollten lediglich ein paar Wollmopps in dem Aquarium positioniert
werden. Um die Laichbereitschaft zu erhöhen, sind Wasserwechsel mit
kühlem Wasser geeignet. Kräftiges Lebendfutter ist die Bedingung für
einen guten Laichansatz.
Die Eier können von den Mopps abgelesen und in
kleinen Schalen mit flachem Wasserstand oder auf Torf ohne Wasser in
geschlossenen Behältern erbrütet werden. Die Jungfische schlüpfen
nach 15–20 Tagen und sind sofort in der Lage, Artemia-Nauplien zu
bewältigen.
Die Arten lassen sich auch extensiv in geringem
Umfang vermehren. Hierfür sollte das Aquarium so stark wie möglich
bepflanzt sein, so dass möglichst wenig Schwimmraum vorhanden ist.
Gibt man täglich auch feines Lebendfutter in das Becken, kommen
immer einige Jungfische auf.
Simpsonichthys
und Plesiolebias
Simpsonichthys costai, Simpsonichthys
reticulatus und die Plesiolebias-Arten leben in Brasilien
in temporären Gewässern, die zeitweilig austrocknen. Die Eier
werden in oder über dem Bodengrund abgegeben und entwickeln sich
dort. Das Gewässer trocknet nun aus.
Plesiolebias altamira wurde
erst vor kurzem wissenschaftlich
beschrieben. Foto: M. Schlüter
Zu Beginn der Regenzeit schlüpfen aus den Eiern
die voll entwickelten Jungfische. Gleichzeitig entwickeln sich viele
Fischnährtiere.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Simpsonichthys-Arten
mögen S. costai und S. reticulatus wie auch die Plesiolebias-Arten
weiches, saures Wasser. Im Aquarium sind diese Arten meistens
relativ scheu. Hier sollten Versteckmöglichkeiten angeboten werden.
Fühlen sich die Fische wohl, so pflanzen sie sich auch unweigerlich
fort. Zum Ablaichen tauchen die
Simpsonichthys in den Boden ein, während
die Plesiolebias knapp oberhalb oder direkt auf dem
Bodengrund laichen. Darauf muss die Aquarieneinrichtung abgestimmt
werden.
Für die Simpsonichthys sollte eine
mindestens 3 cm hohe Bodenschicht aus feinem Torf oder Kokoshumus
vorhanden sein. Für die Plesiolebias-Arten reicht es, wenn
der Bodengrund schwach mit einem dieser Substrate bedeckt ist. Auf
keinen Fall sollte Kies verwendet werden, da den Simpsonichtys
dann die Ablaichmöglichkeit verwehrt wird und die Plesiolebias-Eier
nicht entnommen werden können.
Das Substrat wird getrocknet, noch leicht feucht
in eine Plastiktüte gegeben und mit Datum sowie Artnamen
beschriftet. Die Plastiktüte wird für etwa drei bis vier Monate
bei Temperaturen zwischen 24 und 28 °C gelagert. Eine leichte
Nachtabsenkung bringt deutlich bessere Schlupfergebnisse. Das
Ablaichsubstrat ist etwa einmal pro Monat auf Feuchtigkeit und
Entwicklung der Eier zu kontrollieren.
Der Aufguss erfolgt mit kühlem, schwach saurem
Wasser. Während die Simpsonichthys bereits nach kurzer Zeit
Artemien fressen, benötigen die Plesiolebias-Arten mindestens zehn
Tage, bis sie dieses Futter bewältigen können.
Neolebias-Arten
Aus der Salmlergattung Neolebias sind nur
einige Arten zu den Zwergfischen zu zählen. Hierzu gehören N.
gracilis, N. kerguennae und die kleinste Art der Gattung, N.
powelli.
Aus Westafrika stammt Neolebias
kerguennae, ein kleiner Salmler.
Foto: M. Schlüter
Mit Einschränkung kann auch N. ansorgii dazu
gezählt werden. Diese Art hat ein weites Verbreitungsgebiet, mit
farblich unterschiedlichen Formen verschiedener Größen. Alle Neolebias-Arten
stammen aus dem tropischen Westafrika und werden mit Ausnahme von N.
ansorgii sehr selten importiert. Aufgrund der geringen Nachfrage
sind uns auch keine Profizüchter bekannt, die sich mit ihnen beschäftigen.
Die kleinen Neolebias-Arten sind mit
Ausnahme einiger Formen von N. ansorgii im Aquarium oftmals
sehr scheu. Daher ist eine Vergesellschaftung mit kleinen, ruhigen
Beifischen anzuraten. Für die gezielte Zucht sollten die
Zwergsalmler jedoch in einem Artaquarium gehalten werden. Auch hier
sind wieder einmal weiche, leicht saure Wasserwerte optimal. Die
Temperatur sollte zwischen 22 und 26 °C liegen. Während sich N.
kerguennae und N. ansorgii in einem Zuchtbecken mit
Laichrost und möglichst reichlich Pflanzenmaterial relativ einfach
vermehren lassen, ist N. powelli schwerer zu knacken. Hier
wird abwechslungsreiches Kleinfutter benötigt, um die Weibchen so
zu konditionieren, dass sie Laich ansetzen. Kommt es dann endlich
zum ersehnten Ablaichen, sind die wenigen Jungfische so winzig, dass
selbst Pantoffeltierchen während der ersten Tage nicht bewältigt
werden können.
Südamerikanische
Salmler
Die südamerikanischen Salmler bilden eine
gewaltige Gruppe mit vielen Gattungen. Darunter gibt es sehr viele
klein bleibende Arten. Zu nennen sind etwa Hyphessobrycon elachys
und der Feuersalmler, H. amandae. Insbesondere H. amandae
wird durchaus im Fachgeschäft angeboten und hat eine feste Position
in der Aquaristik.
Hyphessobrycon elachys ist
ein hübscher Zwergsalmler, der auch
für noch Unerfahrene gut geeignet ist. Foto: O. Deters
Wie kleine Funken glühen Hyphessobrycon
amandae in einem
eigens für sie eingerichteten Aquarium. Foto: O. Deters
Eher ein Fisch für Spezialisten: Priocharax
sp. aus Brasilien.
Foto: O. Deters
Die beiden genannten Arten benötigen für die
Haltung nicht zwingend weichsaures Wasser. Das Aquarium sollte
zumindest schattige Bereiche aufweisen, möglichst mit feiner
Bepflanzung. In diese Bereiche ziehen sich die Fische gern zurück.
Die Zucht ist durchaus möglich, und teilweise wachsen auch in
Artbecken Jungfische auf. Allerdings ist der Erfolg auch bei
gezieltem Ansatz nicht immer garantiert.
Skurriler und deutlich kleiner ist Priocharax
sp. Diese nahezu durchsichtigen Salmler tauchten Anfang 2007
verschiedentlich im Handel auf. Der Gattung Priocharax fehlt
die Fettflosse, was dazu führen kann, dass die Tiere fälschlich
als Bärblinge angesprochen werden. Es sind ausgesprochen gute
Fresser, die auch größere Futtertiere annehmen.
Die Nachzucht gelang meines Wissens bis heute
noch nicht. Auch meine (OD) Tiere machen keine Anstalten, sich zu
vermehren. Sie stehen meistens ruhig als Gruppe offen sichtbar im
Aquarium und warten darauf, dass etwas geschieht. Scheu sind sie
keineswegs. Deutliche Interaktionen sind jedoch bisher kaum zu
verzeichnen. Auch unterschiedliche Haltungsbedingungen vermochten
das nicht zu ändern.
Ein auf den ersten Blick ähnlich wirkender
Fisch ist Odontocharacidium aphanes. Auch er ist glasig
durchscheinend mit braunen Querstreifen, und die Fettflosse kann
auch ihm fehlen. Die Nachzucht ist im Daueransatz bereits gelungen.
Saugwelse
Zu den kleinsten Vertretern aus der riesigen
Gruppe der Welse gehören neben Otocinclus-, Otothyris- und Parotocinclus-Arten
die bisher wenig bekannten Angehörigen der Gattung Nannoptopoma.
In letzter Zeit ist wiederholt eine unbeschriebene Art unter der
Bezeichnung Nannoptopoma sp. „Peru“ importiert worden.
Mit etwa 3 cm Gesamtlänge ist diese Art
ausgewachsen. Die „gefühlte“ Länge ist jedoch wegen der
kompakten Körperform deutlich kleiner.
Im Aquarium haben sich die meisten Nannoptopoma
bisher als relativ heikel erwiesen. Oft sterben gesund wirkende
Tiere noch zwei Wochen nach dem Kauf. Hierfür ist auch der
anstrengende Weg vom Fang bis in das Aquarium verantwortlich. Gern
fressen die Fische pflanzliches Futter, wobei sie sich eher wenig
bewegen und das Futter schon sehr nah liegen muss. Bei nicht zu
hohen Temperaturen bis etwa 26 °C fühlen sie sich sichtbar wohl.
Grundeln
Aus der Gruppe der Grundeln sind einige
teilweise sehr klein bleibende Arten bekannt. Viele dieser Arten
sind im Brackwasser zu Hause. Gelegentlich wird Gobiopterus chuno
importiert. Diese Grundel wird etwa 30 mm lang und lebt im
asiatischen Raum in Flussmündungsgebieten, teilweise im
Brackwasser. Im Aquarium stellt sie keine besonderen Ansprüche an
das Wasser. Eher noch scheinen gelegentliche Änderungen der Salinität
des Wassers die Fische aufzumuntern.
Bei der transparenten Minigrundel Gobiopterus
chuno lässt sich das „Innenleben“ betrachten. Foto: O.
Deters
Die Tiere sollten in jedem Falle in Gruppen
gehalten werden. Es sind zwar keine Schwarmfische, doch scheint
ihnen die Nähe von Artgenossen zu behagen und sie verteilen sich
dann fast gleichmäßig im Aquarium. Sind nur wenige Tiere im
Becken, so können sie sich sehr zurückhaltend zeigen. Gobiopterus
chuno verhalten sich trotz ihres bulldoggenähnlichen
Gesichtsausdruckes anderen Arten gegenüber friedlich. Untereinander
streiten sie sich durchaus immer mal, doch das geht ohne Blessuren
ab.
Die Grundeln sind gute Fresser, die vorzugsweise
schwimmendes Futter annehmen. Längere Hungerperioden vertragen sie
nicht gut, magern dann schnell ab und werden milchig trüb. Eintrübungen
sind bei glasigen Fischen allgemein kein gutes Zeichen. Vom Boden
nehmen die Grundeln nur wenig Futter auf. Daraus ergibt sich, dass
eine regelmäßige Versorgung mit Lebendfutter eine
Grundvoraussetzung ist. Die Fische nehmen natürlich Wasserflöhe,
Cyclops, Grindalwürmer, Mückenlarven und ähnliches Lebendfutter
an, aber schon mit Artemien kommt man recht weit.
Meine (OD) Nachzuchtbemühungen endeten mehrfach
jeweils einige Stunden nach dem Freischwimmen der Larven. Die Tiere
laichten bei mir unter sehr flach aufliegenden Schieferplatten ab.
Das Gelege wurde oben an die Schieferplatte gehängt und vom Männchen
gepflegt. Die Spalte zwischen Platte und Bodengrund sollte 5 mm
nicht überschreiten. Der Schlupfvorgang zieht sich teilweise über
Tage hin. Die sehr kleinen Larven starben bei mir schnell nach dem
Freischwimmen ab. Es gelang mir trotz verschiedenster Versuche
nicht, das geeignete Futter für sie zu finden.
Parosphromenus
Die echten Zwerge der Labyrinthfische finden
sich in der Gattung Parosphromenus. Mit wenigen Ausnahmen,
wie P. quindecim oder P. paludicola, werden fast alle
bekannten knapp 20 beschriebenen Arten nicht größer als 3 cm. Die
meisten von ihnen leben in kleinen Schwarzwasserbiotopen. Je kleiner
die Arten sind, desto geringer ist ihre Toleranz gegenüber
abweichenden Wasserwerten. Parosphromenus ornaticauda aus
West-Kalimantan gehört neben P. parvulus zu den kleinsten
und problematischsten Arten. Die Haltung und Zucht dieser Art soll
hier stellvertretend für alle Arten der Prachtguramis beschrieben
werden.
Ein optimales Aquarium für Parosphromenus ist
sehr dunkel. Die Fische sind dann zwar nicht immer gleich zu
entdecken, doch dafür entschädigt die Prachtfärbung der Männchen,
die in einem solchen Becken bei Taschenlampenlicht viel besser zur
Geltung kommt. Als Bodengrund hat sich abgekochtes
Schwarztorfgranulat bewährt, das die Wasserwerte relativ lange
stabil hält und von der Färbung her optimal ist. Buchen- und
Eichenlaub sowie Wurzeln dienen als Versteckmöglichkeiten. Pflanzen
können auch verwendet werden, sofern sie die extremen Wasserwerte
mit einem pH-Wert um 5 und möglichst geringer Leitfähigkeit
vertragen. Schwimmpflanzen halten sich bei diesen Wasserwerten
relativ gut.
Gelaicht wird in kleinen Höhlen. Die Männchen
bauen je nach Art nur ein kleines Schaumnest. Parosphromenus
ornaticauda errichtet sogar meistens gar kein Nest. Hier sind
nur ein paar vereinzelte Blasen zu entdecken. Leider verschwinden
die Gelege häufig. Mögliche Ursachen sind Planarien oder
Schneckenfraß sowie unzureichende Wasserwerte, oder die Eier werden
von den Prachtguramis selbst gefressen.
Für die optimale Aufzucht hat es sich bewährt,
die Larven kurz vor dem Freischwimmen in ein anderes Aquarium
umzusetzen und dann mit kleinstem Lebendfutter anzufüttern.
Artemia-Nauplien werden nach ein paar Tagen angenommen. Das Wachstum
ist auch hier recht langsam. Die Geschlechter lassen sich erst nach
etwa drei Monaten sicher erkennen. Dann haben die Fische gerade
einmal 2 cm Länge erreicht. Nach ungefähr drei weiteren Monaten können
sie sich bereits fortpflanzen.
Parasphaerichthys
Im Gegensatz zu einigen Angaben im Internet
kommen die beiden bekannten Parasphaerichthys-Arten, P.
lineatus und P. ocellatus, aus relativ kühlen Gewässern
in Myanmar, die neutrale bis leicht alkalische pH-Werte aufweisen.
Obwohl P. ocellatus und ab und zu auch P. lineatus in
letzter Zeit immer wieder importiert werden, ist über die Zucht der
Arten wenig bekannt. Während P. ocellatus als Maulbrüter
betrachtet wird, ist P. lineatus ein Schaumnestbauer.
Parasphaerichthys ocellatus,
Männchen. Foto: M. Schlüter
Bei mir (MS) hat das Männchen von P.
lineatus ein kleines Schaumnest knapp unterhalb der Wasseroberfläche
an einem Hamburger Mattenfilter gebaut. Von den 15 Jungfischen
konnte ich lediglich 7 aufziehen, die sich leider alle zu Männchen
entwickelt haben. Es bleiben somit noch viele Fragen zur Haltung und
Zucht der beiden Parasphaerichthys-Arten offen.
Micropoecilia
Die nahe mit dem Guppy verwandten Arten der
Gattung Micropoecilia sind leider auch heute noch Raritäten.
Dies liegt einerseits an der relativ
problematischen Haltung und Zucht und andererseits an der im
Gegensatz zum Guppy dezenteren Färbung. Von den beschriebenen Arten
wird M. picta am häufigsten gehalten. Diese Art hat auch in
der Natur das größte Verbreitungsgebiet aller beschriebenen Arten.
Micropoecilia branneri, Männchen.
Foto: M. Schlüter
Ich (MS) konnte diese Art im September letzten
Jahres in einem Abwassergraben in Georgetown fangen, der Hauptstadt
Guyanas. Während die mit den Tieren gemeinsam vorkommenden Guppys
auch in den stark verunreinigten Bereichen der Gräben lebten,
konnten wir M. picta sowie andere Fischarten (Polycentrus
und Mesonauta) nur in den bewachsenen Randbereichen finden.
Im Aquarium haben sich die Micropoecilia
anfangs in Massen vermehrt. Die erwachsenen Tiere haben sich nicht
an den Jungfischen vergriffen. Die F2-Generation hingegen vermehrt
sich weniger stark und wächst auch wesentlich langsamer als die
ersten Jungfische.
Bis heute ist nicht sicher geklärt, was den Micropoecilia
im Aquarium fehlt. Hohe Temperaturen und nicht zu saures Wasser
wirken sich jedoch positiv auf die Lebenserwartung aus. Micropoecilia
picta scheint hier noch die am einfachsten zu pflegende Art der
Gattung zu sein. Von M. picta gibt es verschiedene Stämme
von unterschiedlichen Fundorten, die in ihrer Färbung relativ
variabel sein können. Allein die Tiere aus Guyana zeigen ein
breites Farbspektrum von Blau und Grau bis zu Rot und Gelb.
Indostomus
Ziemlich skurril sind die Arten der Gattung
Indostomus. Es handelt sich um kleine, maximal 3 cm lange Fische,
die einer steifen Seenadel gleichen, jedoch viel kürzer sind. Eine
Kreuzung aus Seenadel und Stichling würde wohl so aussehen.
Indostomus crocodilus wird
hin und wieder aus Thailand eingeführt.
Foto: M. Schlüter
Die Typusart Indostomus paradoxus aus
Myanmar wird im Deutschen auch als Burmastichling bezeichnet. Am häufigsten
wird jedoch Indostomus crocodilus aus Thailand importiert.
Diese Art ist anhand der grauweißen Flossensäume der Männchen von
den anderen beiden beschriebenen Arten zu unterscheiden.
Ein Artbecken ist bei diesen Zwergfischen
besonders angebracht, da sie langsame Fresser sind und sich gegenüber
anderen Arten nicht durchsetzen können. Ist das Becken stark
bepflanzt, so halten sich Indostomus in allen Bereichen des
Aquariums auf. Schwach saures bis neutrales Wasser ist ideal für
die Zucht. Gelaicht wird in kleinen Höhlen und Röhren, und das
Gelege wird vom Männchen bewacht. Nach dem Schlupf sind die
Jungfische voll entwickelt und sehen wie Miniaturausgaben der
erwachsenen Fische aus. Die Jungen haben eine sehr kleine Maulspalte
und lassen sich anfangs mit Paramecien ernähren. Erst nach
etwa zehn Tagen können sie kleinste Artemia-Nauplien fressen.
Auch hier wachsen immer wieder Jungfische bei den erwachsenen Tieren
heran.
Wir hoffen, dass wir einige der vielen kleineren
Fischarten ausreichend vorstellen und eventuell bei dem einen oder
anderen Leser ein Interesse an der Haltung und Zucht der Fische
erwecken konnten. Auch wenn ein Teil der genannten Fische bestimmt
nicht zum Standardsortiment des Fachhandels zählt, bekommt man sie
mit ein wenig Glück dennoch irgendwann. Und Geduld ist ja
bekanntlich eine Grundvoraussetzung für den Erfolg in der
Aquaristik – ganz gleich, ob es sich um kleine oder große Fische
handelt. |