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Michael Schlüter
Weichwasserfische

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Die Kärpflingsgrundel - Hypseleotris cyprinoides VALENCIENNES, 1837
(Aquaristik Aktuell 7-8/98 S. 52-53)

Grundeln sind in der Süßwasseraquaristik weder besonders bekannt noch populär. Gerade die Gattungen und Arten der sogenannten Schläfergrundeln aus der Familie Eleotridae gelten als gefräßig und relativ großwüchsig. Das ist sicher nicht ganz unberechtigt, denn Arten wie die Spitzkopfgrundel, Butis butis und die Manila-Schläfergrundel, Ophieleotris aporos ernähren sich ausschließlich fleischfressend (carnivor). Während die erstgenannte Art eine Länge bis maximal 20 cm erreichen kann, wird Ophieleotris aporos fast doppelt so groß.

Hypseleotris cyprinoides Männchen
Hypseleotris cyprinoides Männchen © 1997 Michael Schlüter

Viele Arten der Grundeln leben in Brackwasserbereichen küstennaher Gewässer, was bei der Aquarienhaltung berücksichtigt werden sollte. Dennoch ist die Pflege der meisten Spezies aufgrund ihrer Toleranz gegenüber der chemischen Zusammensetzung und Qualität des Wassers recht groß.
Die bekannteste Art der Schläfergrundeln ist Tateurndina ocellicauda, die unter dem Namen Schwanzfleck-Schläfergrundel seit ihrer Einfuhr Anfang der achtziger Jahre eine nicht unbedeutende aquaristische Verbreitung gefunden hat. Dieser Fisch vereint viele aquaristisch positive Attribute, wie Farbenpracht, eine geringe Größe von maximal fünf Zentimetern, kleine Reviere, Brutpflege und einfache Vermehrung. Auch bei Hypseleotris cyprinoides handelt es sich um eine relativ kleinbleibende Art. Mit etwa sieben Zentimetern Länge sind die Tiere ausgewachsen.
Das Verbreitungsgebiet dieser Art liegt in der indopazifischen Region und reicht mindestens von Madagaskar bis nach Neuguinea. Die Kärpflingsgrundel lebt in Flüssen und Bächen der Küstenregion.
Ich erhielt meine Tiere von dem bekannten Aquarianer Bernd Schmitt, der die Tiere selbst auf Madagaskar gefangen hatte. Der Fundort liegt an der Ostküste nördlich von Tamatate bei Mahambo. Es handelt sich um einen kleinen Bach der während des Aufenthaltes von Bernd Schmitt keine Verbindung zum Meer hatte.

Hypseleotris beim Laichen
Hypseleotris beim Laichen © 1997 Michael Schlüter

Leider starb ein Weibchen beim Umsetzen in das neue Aquarium, so dass mir zwei Männchen und ein Weibchen blieben. Das Aquarium hatte 700 Liter Inhalt und war ansonsten mit maulbrütenden Harnischwelsen, einer weiteren Schläfergrundel, Batanga lebretonis und Melanotaenia praecox besetzt. Es ist jedoch nicht nötig, diese Art in solch großen Aquarien zu pflegen. Insgesamt dauerte trotz des großen Beckenvolumens zwei Monate, bis die Grundeln ihre anfängliche Scheu verloren hatten Als Nahrung wird ausschließlich Lebendfutter angenommen. Die Größe des Futters spielt eine untergeordnete Rolle.Gefressen wird jegliches Wurmfutter, Mückenlarven sowie Artemia-Nauplien.
Nach der Eingewöhnung zeigte sich erstmalig auch die wunderschöne Imponierfärbung der Männchen. Beide wählten ein Revier, das gegen Artgenossen und andere Fischarten verteidigt wurde. Zentraler Punkt des Reviers war jeweils eine große Echinodorus parviflorus. Das laichbereite Weibchen wurde bei Annäherung durch seitliches Imponieren mit abgespreizten Flossen angebalzt. Danach folgten mehrere Umkreisungen, auch in Form einer Acht. Diese Werbung wurde durch das Aufsuchen des vom Männchen gewählten Laichplatzes unterbrochen. Der gesamte Vorgang dauerte mehrere Stunden, wobei das Weibchen durchaus interessiert wirkte. Die Genitalpapille des Paares waren zu diesem Zeitpunkt deutlich sichtbar und mit etwa fünf Millimetern Länge recht groß.
Das Weibchen legte mehrere Hundert Eier in Reihen auf der Oberseite der innenliegenden Blätter der Pflanze ab. Nachdem ein Blatt nahezu belegt war, wurde ein neues Blatt aufgesucht, während das Männchen die zuerst abgesetzten Eier besamte. Hierbei kam es vor, dass das zweite Männchen während der Besamung durch den Laichpartner das Weibchen anbalzte und deutlich versuchte, es in sein Revier zu locken, was jedoch nicht gelang. Maximal auf fünf Blättern wurde der Laich verteilt. Die Eizahl betrug ungefähr 2000. Die Laichkörner sind durchsichtig und nahezu kreisrund. Sie haften mit dünnen Klebfäden an den Blättern. Der Eidurchmesser beträgt etwa 0,3 Millimeter.

Hypseleotris Männchen beim Besamen der Eier
Hypseleotris cyprinoides beim Besamen der Eier © 1997 Michael Schlüter

Bei Wasserwerten von PH 7,5, KH 12 und 25 °C schlüpften die Larven im Gesellschaftsbecken nach ungefähr 22 Stunden. Sie wurden vom Männchen noch für einige Stunden bewacht. Die pelagischen Larven sind mit einer Größe von knapp einem Millimeter kaum sichtbar. Zu diesem Zeitpunkt sind weder Augen noch Herz vorhanden. Sie bewegen sich mit an Cyclops erinnernden Bewegungen horizontal.Nach weiteren 24 Stunden haben sie eine Größe von zwei Millimetern erreicht und wären jetzt in der Lage, entsprechendes Feinstfutter aufzunehmen. Leider ist mir die Aufzucht der Larven nicht gelungen. Selbst Seewasser-Brachionisus wurde nicht gefressen oder konnte nicht gefressen werden. Obwohl die Tiere über einen Zeitraum von drei Monaten nach jedem Wasserwechsel wöchentlich laichten und ich somit über 20.000 Larven aufzuziehen versuchte, kam nicht ein Jungfisch über das Larvenstadium hinaus. Später mißbrauchte ich die Larven für die Aufzucht anderer Jungfische. Es ist davon auszugehen, dass es sich bei der Kärpflingsgrundel und auch den anderen Hypseleotris-Arten um amphidrone Fische handelt. Umso erstaunlicher ist jedoch, dass der Fundort meiner Tiere keinen Zugang zum Meer hatte(?).
Die Frage der Ernährung der Larven ist somit noch ungelöst. Aufgrund der nach dem heutigen Stand nahezu unmöglichen Aufzucht, ist eine weitere aquaristische Verbreitung dieser schönen Art ausgeschlossen. Es bleibt zu hoffen, dass in naher Zukunft geeignete, zugängliche Futtermittel gefunden werden. 


© 2001 Michael Schlüter

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